KI generierte Stimmen – Sprecher Bodo Henkel droht mit Klagen

KI-Stimmen bedrohen Synchronsprecher: Bodo Henkel droht Moddern und Content Creator mit Klagen.

KI-Stimmen bedrohen die Existenzgrundlage von Synchronsprechern: Bodo Henkel droht Moddern und Content Creator mit Klagen. Hier findest Du mehr Informationen.

Einleitung

Künstliche Intelligenz ist längst nicht mehr Zukunftsmusik, sondern zieht immer stärker in unseren Alltag ein – sei es bei der Texterstellung, Analyse-Tools, Bildgenerierung oder in der Musikproduktion. Für mich als Musikproduzent und Komponist ist gerade letzteres sehr von Bedeutung, warum ich mich die letzten Jahre sehr intensiv mit dem Thema aus technischer wie auch urheberrechtlicher Sicht auseinander gesetzt habe.

Besonders betroffen sind dabei Synchron- und Hörsprecher/innen: Sie sehen ihre Existenz bedroht durch Tools, die Stimmen imitieren oder Synthesestimmen erzeugen, ohne dass eine echte Person involviert sein muss. In einem Beitrag im RBB „Gegen KI: Synchronsprecher schlagen Alarm“ wird deutlich, wie ernst diese Sorge schon genommen wird. rbb Online

Ein prominenter Sprecher hat sich nun in die Debatte eingeschaltet: Bodo Henkel, die deutsche Stimme von Xardas aus der Gothic-Videospielreihe, kündigt an gegen die Nutzung seiner Stimme vorzugehen. Dies betrifft insbesondere Mods und Online-Inhalte, in denen seine Stimme, entweder im Original oder synthetisch erzeugt, ohne seine Zustimmung verwendet wird.

Entwicklung der KI der letzten Jahre

In den letzten Jahren hat sich viel im Bereich der KI getan:

  • Sprachmodelle und Chatbots wie ChatGPT (OpenAI) oder Gemini (Google) haben bewiesen, dass KI nicht nur Texte generieren kann, sondern zunehmend interaktiv, lernfähig und in der Lage ist, menschliche Sprache zu verstehen und zu replizieren.
  • KI-Suche: Demnächst wird die klassische Google Suche teilweise von einer reinen KI-Suche ersetzt, was gerade Bereiche wie die Suchmaschinenoptimierung (SEO) neu definiert.
  • KI-generierte Musik: Durch KI Plattformen wie Suno ist es heute sehr einfach möglich ganze Songs durch KI zu erstellen – inklusive Gesang, Melodien, Harmonien.
  • Weitere KI-Einsatzgebiete: KI wird außerdem in Bereichen wie Bild- und Videogenerierung, automatisierter Content-Erstellung, Übersetzung, Spieleentwicklung oder Datenanalyse genutzt.

Parallel dazu entwickelt sich Voice-Cloning bzw. Stimm-Imitation: KI kann Stimmen – mit ausreichend Trainingsdaten – so nachahmen, dass man sie kaum von der Originalstimme unterscheiden kann. Synchronsprecher oder charakteristische Stimmen aus Filmen, Spielen, Hörspielen etc. sind daher akut betroffen.

Wer ist Bodo Henkel?

Bodo Henkel (*26. März 1952 in Kiel) ist ein deutscher Synchronsprecher und Moderator. Wikipedia

Ein paar Eckdaten:

  • Er moderiert(e) unter anderem im Radio und Fernsehen, war Radiomoderator und arbeitete für private Sender.
  • Vor allem als Synchronsprecher hat er Bekanntheit erlangt: eine seiner ikonischsten Rollen ist die des Xardas im Computerspiel Gothic (2001) und in den Nachfolgern. 
  • Auch in Spielen wie RisenELEX etc. ist er als Stimme aktiv.

Warum klagt Bodo Henkel?

Nach aktuellem Stand beabsichtigt Bodo Henkel aktiv gegen Mods, YouTube-Videos oder andere Inhalte vorzugehen.

Inhalte in denen:

  • seine Stimme durch KI generiert wird, oder
  • Original-Soundfiles aus Gothic oder ähnlichem zweckentfremdet werden, also verwendet ohne Zustimmung.

Das Recht an seiner Stimme steht außer Frage: Stimmrechte bzw. Persönlichkeitsrechte schützen die Stimme einer Person, vor allem, wenn sie charakteristisch und wiedererkennbar ist.

Henkel kündigt an:

  • rechtliche Schritte einzuleiten,
  • Scouts / Überwachung einzusetzen, die prüfen sollen, ob seine Stimme missbräuchlich verwendet wird,
  • auch finanzielle Strafen zu verhängen, wenn jemand seine Stimme unerlaubt nutzt.

Mögliche Konsequenzen

Für Modder und Content-Creator ergeben sich damit potenziell schwerwiegende Konsequenzen:
Viele Mods basieren auf Community-Arbeit, oft gratis und werden auf Plattformen geteilt. Wenn Henkel seine Stimme schützen will, könnte das die Modding-Szene stark einschränken oder risikoreicher machen.

Aussagen von Bodo Henkel im Video

Henkel greift ein Thema auf, das nicht neu ist: die Grenze zwischen Fan-Kunst, Modding und rechtlicher Verwertung. Durch die neuen KI-Möglichkeiten Stimmen zu klonen, verschärft sich die Situation jedoch deutlich.

Im folgenden Video hat der YouTuber DonNemora an Bodo Henkel per E-Mail Fragen gestellt:

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Update Verlauf (27.09.2025)

Nachdem Bodo Henkel auf seinem YouTube-Kanal ein Statement zu möglichen rechtlichen Schritten bei der nicht genehmigten Nutzung seiner Stimme durch KI veröffentlicht hatte, kam es in der Gothic- und Modding-Community zu teils heftigen Reaktionen. Hier noch einmal Henkels Statement im Video.

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Nun ist mit Jorgenson der erste größere Gothic-YouTuber proaktiv auf Bodo Henkel zugegangen, da er in der Vergangenheit die KI-Stimme Henkels in mehreren Projekten verwendet hatte. Beide haben sich geeinigt und daraufhin ein gemeinsames Statement veröffentlicht.

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Fazit & Ausblick

Zusammenfassend lässt sich sagen:

  • Die technologische Entwicklung hat KI-Stimmen auf ein neues Level gehoben und damit wächst das Risiko für Sprecher/innen, dass ihre Stimme ohne Zustimmung genutzt wird.
  • Bodo Henkel möchte dem entgegenwirken und setzt auf juristische Mittel, um die Nutzung seiner Stimme, ob Original oder synthetisch erzeugt, zu kontrollieren. Das ist sein gutes Recht, denn hier spielen auch Persönlichkeitsrechte eine Rolle.
  • Für die Modding-Community und Content-Creator bedeutet das: Vorsicht ist geboten. Unklare Lizenzen, Urheberrechtsfragen, Persönlichkeitsrechte werden zunehmend zu zentralen Themen.

Meinung

Als Musikproduzent verfolge ich dieses Thema besonders aufmerksam. KI-Technologien verändern ganz akut die Musikproduktion und treten gleichzeitig als Konkurrenten zum eh schon übersättigten Markt auf, indem sie bereits ganze Tracks generieren können. Für mich stellt sich die Frage: Wohin entwickelt sich diese Technologie und wie lässt sich kreative Arbeit fair schützen? Die Rechtslage ist oft unklar, insbesondere wenn Trainingsdaten auf urheberrechtlich geschütztem Material beruhen. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Klage der GEMA gegen die Musik-KI-Plattform Suno. Deswegen finde ich es gut, dass hier ein prominenter Sprecher so klar seine Rechte formuliert.

Ausblick

  • Es wird spannend sein zu sehen, wie Gerichte diese Fälle bewerten, vor allem wie Persönlichkeitsrechte und Urheber/Leistungsschutzrechte sich der neuen Zeit anpassen werden.
  • Möglicherweise wird es künftig gesetzliche Regelungen brauchen, die klar Nutzungs- und Bearbeitungsrechte festlegen.
  • Auch Plattformen wie YouTube, Instagram, Google und Steam (Plattform für Videospiele) müssen sich dem anpassen, entweder durch Richtlinien oder durch technische Maßnahmen, um Rechtsbrüche zu unterbinden.
  • Und nicht zuletzt: Die Community muss sich bewusst werden, was rechtlich erlaubt ist und was nicht. Transparenz, Kommunikation und faire Lizenzvereinbarungen könnten Teile der Lösung sein.
Ronald Kah
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