Filmmusik komponieren lernen – die Grundlagen

Filmmusik komponieren lernen

Kann man Filmmusik komponieren lernen? Und gibt es dafür eine Art Fahrplan? Hier erfährst Du die wichtigsten Grundlagen zum Komponieren und wie Du Deinen eigenen gefühlvollen Soundtrack schreiben kannst…

Musik ist Storytelling

Das wichtigste zuerst: Musik hat in erster Linie mit Emotionen zu tun. Du kannst noch so perfekt Noten beherrschen, wenn Du aber kein Gefühl in Deine Stücke legst, wirst Du nie das Herz Deiner Zuhörer erreichen.

Die Kunst in der Filmmusik liegt darin eine Geschichte zu erzählen. Musik ist Kommunikation mit einer universellen Sprache. Gefühle wie Freude, Trauer und Hoffnung werden mit Hilfe von Tönen und Akkorden transportiert.

Gegen gut gemachte Musik kann sich niemand wehren – sie zielt direkt auf die Seele.

Quelle: Hans Zimmer

Der Filmkomponist als Künstler und Psychologe

Filmkomponisten müssen Filmszenen interpretieren und je nach Aussage “traurig” oder “fröhlich” klingen lassen. Sie haben dabei die Aufgabe zu verstehen, wie die menschliche Psyche funktioniert und wie diese durch Musik beeinflusst werden kann.

Filmmusik Komponieren lernen: Was sind die Grundlagen?

Jetzt stellt sich die Frage, kann man das Komponieren lernen? Wie auch bei der Auswahl der Musikinstrumente, der Festlegung des Tempos und der Dynamik, gibt es Grundregeln, die auch beim Komponieren einer Melodie angewendet werden können. In den folgenden Abschnitten zeige ich Dir Hilfestellungen für eine emotionale Komposition:

Was ist eine Harmonie?

In der Musiktheorie versteht man unter einer Harmonie das Zusammenpassen von Akkorden. Ein Akkord ist das Erklingen von unterschiedlichen Tönen. Der Akkord besteht dabei aus mindestens drei Tönen. Grundlegende Akkorde werden den Dur- und Moll-Akkorden zugeordnet.

Eine Harmonie ist somit das Fundament für eine Melodie und gleichzeitig das tragende Gerüst der gesamten Musikkomposition.

Was ist eine Melodie?

Als Definition für eine Melodie gibt es verschiedene Ansätze. Eine Melodie kann vieles sein, z.B.:

  • ein einziger Ton, dem eine bestimmte Eigenschaft zugeordnet wird
  • ein Motiv bestehend aus wenigen Tönen, die immer wiederkehren
  • eine lange Tonfolge
  • eine reine Baseline, die das Stück prägt
  • oder auch eine innere Stimme – wie ein Flüstern oder ein Gespräch

Grundlegend gesagt ist eine Melodie eine Tonfolge, die man pfeifen oder summen kann. Eine Melodie ist das, was sich einfach einprägen lässt und im Kopf bleibt.
Dazu gehört, dass eine Melodie niemals den Bereich der menschlichen Stimme verlässt – also niemals zu hoch oder zu tief komponiert wird.

Eine Melodie beinhaltet zudem Abschnitte, die dem Sänger eine Pause gönnen – nichts maschinelles, es sei denn es ist ein elektronisches Stück.

Außerdem, eine Melodie erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte. Das bedeutet, eine Melodie besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Ende.

Die einzige Form der Musik ist die Melodie. Ohne Melodie ist die Musik gar nicht denkbar.

Richard Wagner

Welcher Akkord steht für welche Emotion?

Beim Filmmusik komponieren lernen ist es ganz wichtig zu wissen, dass Akkorde (Mehr- oder Dreiklänge) unterschiedliche Emotionen transportieren können. Freude, Leid und Zuversicht, all das kann ein einziger Akkord repräsentieren. Trotzdem, ein jeder Mensch hört Musik subjektiv.
Basierend auf Lebenserfahrungen und persönlichen Empfinden, kann ein “trauriger Akkord” für den einen fröhlich und für den anderen pessimistisch klingen.

Ob ein Akkord fröhlich oder auch traurig klingt, kommt auch auf seine Spielweise oder Instrumentenauswahl an. Ein schnelles Aufeinanderfolgen von Akkorden kann impulsiv und dynamisch wirken. Langsam gespielte Akkorde stehen für Melancholie, Ruhe oder Trauer. Einen Überblick wie einzelne Akkorde auf Menschen wirken können, zeigt Dir folgende Tabelle:

Positive Akkorde

Akkord (Töne)Emotion
 C-Dur

(c, e, g)

  • festlich
  • positv
  • hell
 A-Moll

(a, c, e)

  • hell
  • sanft
  • edel
 D-Dur

(d, fis, a)

  • festlich
  • positiv
  • klar
 G-Dur

(g, h, d)

  • festlich
  • klar
  • hell
 A-Dur

(a, cis, e)

  • festlich
  • hell
  • strahlend
 E-Dur

(e, gis, h)

  • hell
  • strahlend
  • kraftvoll
 H-Dur

(h, dis, fis)

  • hell
  • strahlend
  • froh
F-Dur

(f, a, c)

  • klar
  • hell
  • kraftvoll

Negative Akkorde

AkkordEmotion
 E-Moll

(e, g, h)

  • klagend
  • traurig
  • mystisch
 D-Moll

(d, f, a)

  • ernst
  • melancholisch
  • klagend
 H-Moll

(h, d, fis)

  • dunkel
  • klagend
  • melancholisch

Wie bereits angesprochen, Akkorde sind der Klangteppich für die gesamte Komposition. Wenn Du wissen möchtest, welche Akkorde am besten harmonieren, dann kann ich Dir meinen Artikel “Welche Akkorde passen zusammen” empfehlen.

Beispiele für Harmonien

Es werden in der Filmmusik oft Harmonien verwendet, die sich bewährt haben beim Publikum ein bestimmte Emotion auszulösen. Einige diese Akkordfolgen möchte ich Dir hier vorstellen:

Wie komponiert man eine Melodie?

Das ist wohl der schwierigste Teil. Wie schafft Du es eine emotionale Melodie zu komponieren? Ehrlich gesagt, dafür gibt es kein Geheimrezept. Versuche Deine Melodie über die Harmonie “tanzen zu lassen” und gib ihr die Möglichkeit eine Geschichte zu erzählen.

Tempo der Melodie definieren

  • Möchtest Du eine traurige Melodie komponieren, verwende wenige und oft langgezogenen Töne.
  • Möchtest Du hingegen eine fröhliche Melodie komponieren, verwende kurze und schnelle Notenfolgen und springe viel in den Tonhöhen hin und her. So verleihst Du der Melodie eine gewisse Dynamik und Leichtigkeit.

Ausprobieren und basteln

Da es beim Komponieren nicht den EINEN Tipp gibt, bist Du darauf angewiesen viel auszuprobieren und zu basteln. Komponieren ist wie an einem Auto zu schrauben.

Sich an bekannten orientieren

Eine andere Möglichkeit wäre Dich am Beispiel bekannter Melodien zu orientieren, deren Anfangstöne zu nehmen und einfach weiter zu komponieren, bis Du was einzigartiges geschaffen hast.

Ich spiele oft tagelang mit meinen Sounds herum und plötzlich, wie aus dem “Nichts”, ist etwas da, vielleicht nur ein paar Noten. Oft passieren Fehler, eine Taste klemmt oder der Sound wird nicht richtig geladen. Aus diesen Zufällen wir eine Idee geboren.

Hans Zimmer, Filmkomponist

Fazit: Filmmusik komponieren lernen

Hier findest Du hilfreiche Punkte, die Dir beim Komponieren bzw. einer Umsetzung einer Filmmusik-Komposition hilfreich sein können:

  1. Sich in Geschichte hineinversetzen:
    • Analysiere das Drehbuch oder die Handlung des Films, um die emotionale und narrative Struktur zu verstehen.
    • Identifiziere Schlüsselszenen, Wendepunkte und emotionale Höhepunkte.
  2. Festlegung des musikalischen Stils:
    • Bestimme den Stil der Filmmusik, der zur Ästhetik und Atmosphäre des Films passt (z.B. orchestral, elektronisch, jazzig).
  3. Tempo und Rhythmus:
    • Passe das Tempo und den Rhythmus an die Geschwindigkeit der Handlung in den jeweiligen Szenen an.
    • Betone wichtige Momente durch rhythmische Akzente.
  4. Die Macht der Stille nutzen:
    • Erkenne die Bedeutung von Stille und Zurückhaltung in der Filmmusik.
    • Setze Musik dosiert ein, um Emotionen zu verstärken und wichtige Akzente zu setzen.
  5. Instrumentenauswahl:
    • Wähle Instrumente, die zur Stimmung des Films passen.
    • Experimentiere mit verschiedenen Klangfarben, um ein einzigartiges Klangbild zu schaffen.
  6. Dynamik und Lautstärkekontrolle:
    • Spiele mit dynamischen Variationen, um Spannung und Entspannung zu erzeugen.
    • Achte darauf, dass die Lautstärke der Musik mit der Dialogführung des Films abgestimmt ist.
  7. Themen und Motive entwickeln:
    • Identifiziere wiederkehrende Melodien, Themen oder Motive, die die Handlung repräsentieren – Stichwort Leitmotiv.
    • Variiere und entwickle diese Themen im Verlauf des Films.
  8. Harmonie als Grundlage:
    • Entwickle eine harmonische Struktur, die die Stimmung der Szene unterstützt.
    • Achte auf harmonische Fortschritte, die die Entwicklung der Handlung begleiten.
  9. Tempo und Rhythmus:
    • Passe das Tempo und den Rhythmus an die Geschwindigkeit der Handlung in den jeweiligen Szenen an.
    • Betone wichtige Momente durch rhythmische Akzente.
  10. Zusammenarbeit mit Regisseur und Produzent:
    • Kommuniziere regelmäßig mit dem Regisseur und dem Produktionsteam, um sicherzustellen, dass die Filmmusik die gewünschte Atmosphäre und Emotionen vermittelt.
  11. Testen und Anpassen:
    • Teste die Filmmusik in verschiedenen Szenen und passe sie bei Bedarf an.
    • Höre auf Feedback und arbeite daran, die musikalische Vision des Filmteams umzusetzen.
  12. Technische Umsetzung:
    • Achte auf die technische Qualität der Aufnahme und Mischung der Filmmusik.
    • Stelle sicher, dass die Musik gut in den Gesamtklang des Films integriert ist.

Buchempfehlung

Zur Vertiefung Deines Wissens, kann ich Dir das Buch “Filmmusik in der Praxis” von Philipp Kümpel” empfehlen. Hier erfährst Du mehr zur Komposition und bekommst eine gute Übersicht zur Theorie und Praxis. Hier geht es zum Buch!*

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Ronald Kah ist ein Musikproduzent, Komponist und Musik-Blogger aus Potsdam, der vor allem GEMA-freie Musik komponiert, die sich besonders für die Vertonung von Videos, Filmen und Social-Media-Beiträgen eignet.
Ronald Kah
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