Die Entwicklung von KI und Algorithmen schreitet unaufhörlich voran. Da stellt sich die Fragen, ob in Zukunft KI Musik komponieren kann? Und macht das Musiker bald überflüssig? Mehr über KI und wie sie die Musikproduktion auf den Kopf stellen könnte, erfährst Du in diesem Blogbeitrag.
Die Industrielle Revolution entlastete den Menschen bereits von mühsamen Arbeiten durch Maschinen. Kreative Berufe waren bis heute ausschließlich menschlichen Schöpferinnen und Schöpfern vorbehalten. Allerdings hat sich dies mit der Digitalen Revolution geändert, da Computer immer intelligenter werden und zunehmend kreative Aufgaben übernehmen.
Zufällig bin ich auf einen Bericht auf www.br.de gestoßen, indem es darum geht, dass Warner Music einen Plattenvertrag mit der Musikplattform Endel abgeschlossen hat. Endel entwickelt zurzeit eine KI, die Ambient Musik komponiert.
Dieser Bericht hat mich neugierig gemacht und mich vor die Frage gestellt, haben menschliche Komponisten in naher Zukunft ausgedient?
Was ist Kreativität?
Erst einmal stand für mich die Frage im Raum, was eigentlich Kreativität ist? Nach Wikipedia ist Kreativität die schöpferische Fähigkeit eines Einzelnen. Es ist das Vermögen neue Dinge, wie Ideen, zu entwickeln, die nützlich und brauchbar sind. Außerdem hilft Kreativität dabei bewährte Denk- und Handlungsmuster zu durchbrechen und neue Methoden zu entwickeln, um damit Probleme zu lösen.
Was ist KI?
Eine Künstliche Intelligenz ist ein Computerprogramm, dass aus einer Vielzahl von Daten verschiedene Muster erkennen und daraus eigene Regeln ableiten kann – sogenannte Algorithmen. Eine KI besteht aus neuronalen Netzen, die miteinander verknüpft sind – ähnlich wie im menschlichen Gehirn. Dadurch können Bilder und Töne klassifiziert werden (Stichwort: Deep Learning) – je mehr Daten eine KI erhält, umso besser ist der Grad ihrer Erkenntnis.
Der Unternehmensberater McKinsey schätzt bis 2030 mit der Nutzung von KI einen zusätzlichen globalen Wertschöpfungsbeitrag in Höhe von 13 Billionen US-Dollar zu erzielen. Eine unglaubliche Zahl, die das enorme Potential von künstlicher Intelligenz aufzeigt.
Künstliche Intelligenz vs. Kreativität
Kann künstliche Intelligenz kreativ sein? Kunst, gerade Musik, ist sehr komplex. Bei meinem letzten Song habe ich auf viele Dinge achten müssen: Ist die Instrumentenauswahl passend? Habe ich das richtige Tempo gewählt? Berührt mich die Melodie? So viele Aspekte, die bei einer Komposition eine tragende Rolle spielen. Kann das alles eine KI umsetzen? Aktuell noch nicht, aber das ist möglicherweise nur noch eine Frage Zeit.
Musik ist Kommunikation, sie ist für uns Menschen eine kreative Reflexion unserer Emotionen. Wir versuchen mit Musik unseren Gefühle in Form von Tönen Ausdruck zu verleihen. Musik ist dadurch Teil unserer Kultur und somit auch Teil unserer Geschichte. Wenn Maschinen kreative Arbeiten übernehmen, wo bleibt dann der Mensch? Verlieren wir dadurch nicht auch unsere eigene Identität und schaffen dadurch eine Kultur der Maschinen?
Was ist menschliche Arbeit noch wert, wenn Arbeitsplätze von MacDonalds Angestellten bis hin zum Künstler automatisiert werden können? Müssen wir dann nicht nur Technologie, sondern auch unser gesamtes Gesellschaftssystem in Frage stellen? Ein Szenario, auf das wir als Menschheit eine Antwort finden müssen, denke ich.
Wenn KI Musik komponiert
Die künstliche Intelligenz ist bereits in viele Kreativ-Branchen vorgedrungen. YouTube erprobt gerade Live-Übertragungen mit künstlichen Intelligenzen. Außerdem wird KI bei der Fotobearbeitung eingesetzt.
Jetzt scheint die Musikindustrie “betroffen” zu sein. Dabei stehen nicht nur Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern das Selbstverständnis einer gesamten Branche.
Hier ein Video der Sängerin Taryn Southern mit ihrem Song “Break Free”. Es zeigt, wohin die Zukunft der Musik gehen kann. Mensch und KI kooperieren miteinander. Die Instrumentierung des Liedes wurde dabei von einer KI komponiert, die Lyrics wurden von einem Menschen verfasst – eine interessante Teamarbeit.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenAmper: AI Music nach Genre
Hier noch ein Beispiel: Soundtrack per Knopfdruck? Das Start-Up Amper scheint dies möglich zu machen. Auf deren Website kannst Du per Auswahl von Stimmung und Genre von einer KI einen Song komponieren lassen. Das Ergebnis ist auf jeden Fall hörbar und könnte mit Sicherheit irgendwo in einer Lounge oder in einem Warteraum im Hintergrund gespielt werden.
AIVA: KI mit 30.000 Partituren
Ein weiteres Beispiel wäre die KI AIVA (Artificial Intelligence Virtual Artist). Ihr Wissen umfasst 30.000 Partituren bekannter Komponisten wie Mozart und Beethoven. Damit die KI weiß, wie sie aus ihrer Datenbank eigene Kompositionen kreieren kann, haben die Entwickler ihr Algorithmen antrainiert. Sie weiß dadurch welcher Teil einer Partitur für welche Emotion steht. Daraus entwickelt sie dann einen eigenen Kompositionsstil und wählt selbstständig Instrumente aus.
Update: ChatGPT
31.01.2023: Das KI-Sprachmodell “ChatGPT” ist Ende 2022 für eine breite Masse an Nutzern zugänglich geworden und hat sofort enorme Wellen geschlagen. Es kann zwar keine Melodien komponieren und sofort ausgeben, aber es kann bereits einen ansehnlichen Songtext verfassen und dazu passende Akkorde generieren. Hier sind die Screenshots des Chat-Ergebnisses:
ChatGPT – Songtext
ChatGPT – Akkorde
Fazit: Künstliche Intelligenz und Musik
Als Filmkomponist bin ich auf Auftragskompositionen angewiesen. Aktuell lassen sich simple Musikstücke, wie Ambient Tracks, oder einfache Pop/Rock Beats durch eine KI nachbilden. Heißt das nun, dass KI Musik komponieren kann und Komponist überflüssig macht? Ich denke nicht. Eher sehe ich, dass Mensch und Maschine in Zukunft zusammenarbeiten werden bzw. müssen.
Eine komplexe Filmmusik zu komponieren, bei der es auf Timing und gezielte Emotion ankommt, wird meiner Meinung nach nicht so schnell von Algorithmen ersetzt werden können. In dem Fall kann KI vielleicht ergänzen und Samples, wie auch Passagen automatisch generieren und dem Komponisten dadurch etwas Zeit ersparen.
- Search for Destiny – Song | Ein Stück Johnny Cash - 1. August 2024
- Warum immer weniger Menschen Wert auf guten Klang legen - 28. Juli 2024
- KI vs. menschliche Musik ♫: Wer ist kreativer? - 9. Juli 2024