Top-Down Processing oder auch Top-Down-Verarbeitung ist ein Phänomen, dass unsere Sinneswahrnehmung beeinflussen kann. Bedeutet, unsere Erfahrungen haben Einfluss darauf, wie wir neue Informationen von außen interpretieren und einordnen. Hier mehr dazu:
Was ist Top-Down Verarbeitung?
Das menschliche Auge ist unsere Kamera und nimmt alles wahr, was sich in unserem Sichtfeld befindet. Dabei werden visuelle Informationen zum Gehirn geleitet und verarbeitet. Das geschieht wie bei einem Computer. Das Ergebnis dieser Verarbeitung nehmen wir als bewusste Erfahrung war und speichern diese ab. Die Wissenschaft nennt das den “Bottom-Up” Prozess.
Der “Top-Down” Prozess funktioniert wiederum umgekehrt. Hier benutzt das Gehirn bereits bekannte Erfahrungen und leitet diese an die Sinne (wie Gehör, Augen und Geruch) weiter. Dadurch nehmen wir Dinge wahr, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind – sich also nur in unserem Kopf abspielen (Phänomen “Stehende Rolltreppe“). Das macht uns achtsamer vor Gefahren und lässt uns potentielle Bedrohungen in der Umgebung schneller wahrnehmen – ein Überbleibsel unseres genetischen Vermächtnisses.
Mit Erwartungshaltungen spielen
Während wir Musik hören, versucht unser Gehirn konstant Dinge vorrauszuahnen. Daraus ergeben sich Erwartungen auf Basis des bisher Gehörtem. Hörst Du einen Pop-Songs, weißt Du als geübter Musikliebhaber ungefähr, wann der Refrain einsetzen wird, auch wenn Du ihn noch nie gehört hast. Beim zweiten Hören weißt Du dann genau, wann der Refrain einsetzen wird.
Diese “voreingenommene” Denkensweise beim Musikhören, wird auch als Top-Down-Verarbeitung bezeichnet:
Was Du bereits weißt, beeinflusst, wie Du Reize wahrnimmst.
Top-Down in der Filmmusik
Für mich als Filmkomponist ist es wichtig über den Top-Down-Prozess bescheid zu wissen. Denn wenn man weiß, dass bekannte Songstrukturen beim Hörer Erwartungen schüren, kann man mit diesen spielen und so für Überraschungsmomente sorgen. Zum Beispiel kann Filmmusik in einem Horrorfilm Spannung aufbauen, nur um dann im letzten Moment zu zeigen, dass sich hinter der Tür doch kein Monster versteckt – der Filmzuschauer wurde dadurch in die Irre geführt.
Beispiel: Die Illusion von Mariah Carey
Um den “Top Down” Prozess zu veranschaulichen, bietet sich folgende Midi-Version von Mariah Carey’s “All I Want For Christmas” an. Ein MIDI-Format besteht dabei aus reinen Noten. Geräusche und menschliche Stimmen kann die Software nicht erkennen. Im folgenden Beispiel wurde dieses Verfahren angewendet und als MP3-Datei auf Tumblr hochgeladen. Doch hört selbst. Wer hier die Stimme von Mariah Carey raushört, unterliegt dem Effekt des “Top-Down” Prozesses.
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