Warum ist Filmmusik so laut und Dialoge so leise? Manchmal schaust Du einen Film und die Dialoge sind nur schwer zu verstehen. Woran liegt das? Im folgenden Blogbeitrag findest Du ein paar Infos dazu.
Als Filmkomponist setze ich mich täglich mit verschiedenen Themen der Musikkomposition und der Musikproduktion auseinander. Dabei spielt auch das Mixing und das Mastering eine Rolle. Kommt es nicht zu einer ausgewogenen Balance zwischen laut und leise, können Musik, Sprache und Soundeffekte nicht harmonisieren und klingen unausgewogen.
Die Sache mit der Dynamik
Ein wichtiger Punkt ist der Dynamikumfang, er beschreibt die Differenz zwischen dem leisesten und dem lautesten Ton. Ist dieser Umfang besonders groß, wird es für den Hörer bzw. der Hörerin anstrengender sich auf leise Geräusche zu konzentrieren, wohingegen die lauten sehr intensiv wirken.
Der Grund für den hohen Dynamikumfang ist, dass Sound-Engineers/Tontechniker ein möglichst realistisches Klangbild erzeugen möchten, damit Zuschauer “mitgerissen” werden. Eine Explosion oder treibende Musik kann daher nur laut zur Geltung kommen. Bestes Beispiel ist hier die Musik in Horrorfilmen, die meist sehr dynamisch eingesetzt wird.
Ein zu hoher Dynamikumfang führt dazu, dass besonders in Kinofilmen die Tonunterschiede sehr groß sind. Blockbuster werden für große Säle produziert und wirken daher mit einer hohen Dynamik am realistischsten. Dialoge hingegen haben meist eine niedrige oder mittlere Lautstärke und werden dadurch als zu leise wahrgenommen.
Originalsprache und Synchronisation
Bei Filmen in Originalsprache werden die Stimmen der Schauspieler am Set direkt aufgenommen. Soundeffekte und Musik werden nachträglich eingespielt – dadurch wirken diese dominanter. Bei der Synchronisation klingen Stimmen dann in der Regel deutlicher als im Original, da diese ohne Nebengeräusche separat eingesprochen und einzeln abgemischt wurden.
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Raumakustik
Der Durchschnittzuschauer genießt Filme und Serien entweder auf dem Notebook, Tablet oder auf einem Fernseher mit Stereowiedergabe. Nicht jeder besitzt in den eigenen vier Wänden ein THX zertifiziertes Heimkino. Doch Kinoblockbuster sind nach diesen Standards produziert.
Die Raumakustik und das Wiedergabegerät haben also eine signifikante Auswirkung darauf, wie Musik im Zusammenspiel mit Dialogen wahrgenommen wird. Schlechte Lautsprecher können einen Klangbrei erzeugen. Außerdem kann die falsche Sitzposition im Raum wichtige Frequenzen der Dialoge “verschlucken” (Stichwort: Sweetspot)
Sweet Spot: Bedeutet “süßer Punkt” und beschreibt den Punkt im Raum, bei dem ein Audio-Signal seine optimale Wirkung erzielen kann.
Laute Musik als Stilmittel
Abseits der technischen Aspekte kann laute Musik auch als Stilmittel verwendet werden. Oft ist es eine Frage des Geschmacks, seitens des Komponisten. Er, in Absprache mit dem Regisseur, entscheidet, wann Musik einsetzt. Ist Musik dann zu dominant, kann sie ablenkend und störend sein.
Große Kinofilme sind in der Regel durchkomponiert. Was so viel heißt, dass nahezu jede Szene mit Musik unterlegt ist. Das kann für Abwechslung sorgen, aber in manchen Punkten auch “too much” wirken und gesamt gesehen dazu führen, dass Dialoge zu leise wahrgenommen werden.
Wieso ist Werbung immer so laut? Der Sound in Werbung ist bewusst sehr laut abgemischt, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu erregen. Durch die hohe Lautstärke wirken Werbeunterbrechungen stärker auf die Zuschauer ein.
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Leider schalte ich immer öfters meinen Fernseher aus, da mir die Musik viel zu laut ist!! Ton viel zu leise! Habe ständig die Fernbedienung in der Hand!!!
Schade, ganz besonders, weil ich sehr gerne Tierfilme u. Dokumentation sehe!!
Mit freundlichen Grüßen
Ursula Woytke
Das können wir nur besPetertätigen uns geht es genau so,schade um die schönen Filme
Ja kann ich auch nur bestätigen. Möglichst realistischer Dynamikumfang? Und bei einer Atomexplosion sollen einem die Heim Boxen zerfliegen? Beim Gewehfeuer Tinnitus einsetzten? So ein Käse! Halb Amazon Filmgedöns ist unschaubar wegen der viel zu hohen Dynamik!
Lg
Ich frage mich, wie viele Zuschauer tatsächlich die Musiklautstärke und Toneffekte als ‘genau richtig’ empfinden. Jeder, mit dem ich bisher über dieses Thema gesprochen habe, ist der Meinung, dass die Musik und auch die Toneffekte bei zB Kämpfen viel zu laut sind. Oft kann man die Dialoge gar nicht mehr verstehen.
Nichts gegen dramatische Musik und realistische Toneffekte. Doch die wirken mit Sicherheit auch sehr gut, wenn sie ein wenig leiser sind.
Hallo Castine,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich empfinde es ähnlich wie Du.
Könnte mir daher gut vorstellen, dass gerade bei schwächeren Soundsystemen Effekte und Musik automatisch untergeregelt werden. Oder Streaminganbieter eine Extra-Soundspur bereitstellen.
Musikalische Grüße
Ronald
Es ist unerträglich, wie durch total unpassende Musik bzw. falsche Töne Filme, Fernsehespiele und auch andere Sendungen verhunzt werden.
Wir sind zwar älter, aber das ständige Regulierenwollen der jeweiligen Sendungen mit der Fernbedienung ist keinesfalls ein gutes Erlebnis.
Wir sind ohne fortwährender Lautstärkeveränderung trotzdem aufmerksame Zuschauer .
Das Argument , die Aufmerksamkeit wecken zu müssen, ist irre.
Das brauchen wir nicht und wollen wir nicht.
Jetzt schreiben wir nochmals an das Fernsehen.
Zukünftig reduzieren wir die Gebühren um
wenigstens 50 %.
Mal sehen, wie die Reaktion sein wird.
Hallo Evelyn,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich kann Deinen/Euren Frust gut verstehen.
Mich würde interessieren, was das Fernsehen auf Eure Nachricht antwortet.
Halte mich gern auf dem Laufenden.
Musikalische Grüße
Ronald
Ich, älter, klage auch (sehr) oft über übertriebene Lautstärke und Musik an unpassenden Stellen, wie bei Spracheinstellungen. M.M. war, die spinnen die Römer, das war früher nicht so. Lenie Riefenstahls “Tiefland” zeigte mir, meine Meinung war falsch. Sehr vielen Filmen kann ich, trotz externer Lautsprecher, nicht mehr folgen, weil die Musik die Sprache plattwalzt. Eigenartigerweise empfinde ich das nur bei Ausstrahungen im TV. Filme, die ich bei Youtube ansehe sind da besser vertont. Ich sah auch schon Filme ohne jedliche Musik, es hat der Spannung keinen Abbruch getan. Da Musik und Sprache zusammengemischt werden, hat der Zuseher das Nachsehen, er schaltet die Kiste aus und ist wütend.
Technisch machbar? Wäre es eine getrennte Spur für Musik hinzuzufügen, die der Konsument selbst beeinflussen kann. Der das Gedröhne mag, gut – der es nicht mag regelt es runter und alle wären zufrieden.
Herzlichen Gruß
Bernd
Hallo Bernd,
vielen Dank für Deine Nachricht zu diesem Thema.
Ich würde es auch begrüßen, wenn es möglich wäre die Musik extra runterregeln zu können. Ich denke aber eine Extra-Soundspur in TV-Filmen beizulegen wäre für viele kleinere und mittlere Produktionen zu aufwändig. Technisch möglich wäre es aber über die Streamingdienste allemal.
Musikalische Grüße
Ronald
Hallo zusammen,
ich merke auch, dass bei Youtube die Belance Sprache/Musik besser ist. Warum ist das so? Was machen die anders?
Gruß aus Berlin.
Hallo Bernhard,
vielen Dank für Deine sehr gute Frage.
Ein möglicher Punkt könnte sein, dass YouTube-Videos in der Regel nicht für Kinosäle produziert werden. Daher wird oft keine große Dynamik in Bezug auf die Lautstärke angewendet. In der Folge kann dann die Musik in einem YouTube-Video oft deutlich ausgewogener und besser abgestimmt wirken.
Das wäre jetzt meine Erklärung.
Musikalische Grüße
Ronald