Musikproduktion, KI & Urheberrecht. Wie passt das zusammen? In diesem Blogbeitrag erfährst Du mehr über KI-Musik! Jetzt reinlesen!
Das Wichtigste in Kürze:
- Urheberrecht und KI-generierte Musik: KI-generierte Musik stellt das traditionelle Urheberrecht vor große Herausforderungen, da oft unklar ist, wem die Rechte gehören – dem Programmierer der KI, dem Nutzer oder der KI selbst.
- Aktuelle Rechtslage: Bislang gibt es in der EU und den USA keine klaren Gesetze, die speziell auf KI-generierte Werke anwendbar sind, was zu Rechtsunsicherheit führt.
- Mensch und KI als kreatives Team: KI ersetzt Musiker nicht, sondern unterstützt sie bei Inspiration, Klangerzeugung und Komposition, wodurch neue Genres und Innovationen entstehen können.
Die rasante Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) hat in der letzten Zeit viele Branchen verändert, darunter auch die Musikindustrie. Im Zuge dessen sind Fragen rund um das Urheberrecht und die Eigentumsrechte von KI-generierter Musik aufgetaucht (Ich habe bereits ChatGPT mal für mich Musik komponieren lassen). Da ich selbst Musikproduzent bin und mich meine eigene Zukunft beschäftigt, möchte ich mich in diesem Blogbeitrag mit diesem Thema auseinandersetzen.
Kurzer Disclaimer: Ich bin kein Rechtsexperte, all die aufgeführten Informationen sind eine Mischung aus Meinung und das Zusammentragen von Wissen auf Basis von Recherche und praktischer Erfahrungen als Musiker.
Wem gehört von einer Maschine gemachte Musik?
Die Frage nach dem Eigentum an von einer Maschine erstellter Musik ist komplex. Im Allgemeinen wird Musik als kreative Schöpfung angesehen und unterliegt daher dem Urheberrecht. Traditionell wird das Urheberrecht einer bestimmten Person oder Gruppe zugeordnet, die für die Erstellung des Werks verantwortlich ist.
Bei einer Maschine handelt es sich in dem Sinne nicht um eine Person, somit ist es schwierig eine Zuordnung eindeutig vorzunehmen. Oft sind bei der Erstellung von KI-Musik mehrere Parteien beteiligt, darunter der Programmierer der KI, die KI selbst und dann derjenige, der einen Prompt erstellt, bzw. jemand, der die generierten Klänge arrangiert oder weiterverarbeitet. Wer nun die Rechte an einer von KI-generierten Musik besitzt, ist offen, da dies aktuell noch intensiv diskutiert wird.
Was ist eigentlich Kreativität?
Zudem stellt sich die Frage, was eigentlich eine kreative Schöpfung ist? Dazu habe ich mal vier essentielle Punkte zusammengefasst?
- Originalität: Haben wir es hier mit einer neuen und originellen Idee zu tun?
- Flexibilität: Wurden verschiedene Denkmuster miteinander so kombiniert, dass am Ende eine innovative Lösung gefunden wurde?
- Experimentierfreude: Wurden neue Ansätze ausprobiert und sogar mit alten Verfahrensmustern gebrochen?
- Problemlösung: Wurde ein Problem bzw. Zielsetzung erkannt und diese mithilfe eines unabhängigen bzw. neuen Ansatzes angegangen und dann gelöst bzw. erreicht?
Möglicherweise kann alles das eine KI in nächster Zeit erfüllen. Darum stellt sich die Frage, ob künstlichen Intelligenzen in naher Zukunft auch wesentliche Rechte zugesprochen werden können? Eine spannende Frage, die Politik und Gesellschaft beantworten müssen.
Ist KI-Musik urheberrechtlich geschützt?
Die Frage, ob KI-Musik aktuell urheberrechtlich geschützt ist, wirft ebenfalls Herausforderungen auf. Kommt eine KI zum Einsatz, ist der Output in der Regel zufällig und lässt sich nur wenig steuern. Das bedeutet auch, dass KI-Musik nicht dem Urheberrecht unterliegt, denn das ursprüngliche Urheberrecht wurde für Menschen geschrieben, an Computer war damals noch nicht zu denken.
Allerdings können bestimmte Elemente oder Teile eines KI-generierten Musikstücks, die von einem Menschen geschaffen oder bearbeitet wurden, weiterhin urheberrechtlich geschützt sein. Es ist daher wichtig, eine präzise Unterscheidung zwischen den kreativen Beiträgen einer KI und die eines Menschen vorzunehmen. Das geht am besten mit neuen Gesetzen, um Klarheit und Transparenz zu schaffen.
Begehen KI-Plattformen Urheberrechtsbrüche?
Ein weiterer Aspekt betrifft Plattformen, die KI-Musik anbieten oder Tools zur Generierung von KI-Musik bereitstellen. Denn diese können gegen das Urheberrecht verstoßen. Dies liegt daran, dass sie in der Regel ihre KI-Datenbanken mit urheberrechtlich geschütztem Material befüllen.
In der Theorie müssten diese Plattformen für die Verarbeitung dieses Materials jeden einzelnen Urheber um Erlaubnis bitten. Konsequent angewendet würde dies bedeuten, dass auch Endnutzer in einem potenziellen Urheberrechtsverstoß involviert wären – eine rechtliche Grauzone, die gegenwärtig besteht.
Erfahre hier mehr zum Thema Urheberrecht und Musik!
Wird KI Musiker ersetzen?
Die fortschreitende Entwicklung von KI-Technologien hat zu der Spekulationen geführt, ob KI menschliche Musiker irgendwann vollständig ersetzen könnte? Es ist aus meiner Sicht durchaus möglich, dass KI irgendwann in der Lage ist Musik eigenständig zu erzeugen, die in Sachen Qualität und Emotionalität kaum vom Menschen zu unterscheiden ist.
Dennoch ist es wahrscheinlicher, dass in den nächsten Jahren eine Symbiose oder Kooperation zwischen Mensch und Maschine entsteht. KI kann als kreatives Werkzeug dienen, das Musikschaffende bei der Inspiration, Klangerzeugung oder sogar der Komposition unterstützt. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es Musikerinnen und Musikern, innovative und einzigartige Musikstücke zu erschaffen, die ohne KI möglicherweise nicht möglich wären – dadurch könnten am Ende ganz neue Genres oder technische Innovationen entstehen.
Welche KI kann Musik erstellen?
Es gibt bereits verschiedene KI-Systeme, die in der Lage sind, Musik zu erstellen.
- Suno ist ein KI-Tool, mit dem Du aus Textprompts kleine Songs erstellen lassen kannst.
- Wenn Du auf eine Vielzahl verschiedener und teilweise experimenteller Tools für Klänge und Bilder zugreifen möchtest, solltest du einen Blick auf Melobytes werfen.
- Ein weiteres bekanntes Beispiel ist AIVA, eine Plattform, die KI verwendet, um lizenzfreie Musik für verschiedene Anwendungsbereiche wie Videos oder Werbung zu erstellen.
- In Sounddraw hast Du die Möglichkeit, aus verschiedenen Musikgenres zu wählen und erhältst daraufhin eine Auswahl an vorgefertigten Songs. Du hast auch die Möglichkeit, das Tempo anzupassen, die Auswahl der verwendeten Instrumente zu ändern und die Länge deines Songs festzulegen, falls gewünscht.
- OpenAI Musenet ist ein kostenloser KI-Musikgenerator mit dem bis zu 4-minütige musikalische Kompositionen mit 10 verschiedenen Instrumenten erstellt werden können und das im Stile von Country über Mozart bis hin zu den Beatles.
Hinweis: Einige der hier genannten Anbieter bieten ihre Services sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig an – Schaue deshalb welche Lizenz für welchen Zweck und für welchen Preis gilt und welche Bedingungen daran geknüpft sind.
FAQ
Obwohl ChatGPT kein spezifisches Training für die Musikkomposition erhalten hat, ist es definitiv in der Lage dabei behilflich zu sein.
Soundraw bietet verschiedene Preismodelle an. Mit der kostenlosen Mitgliedschaft hast Du Zugang zur unbegrenzten Generierung von Songs und kannst Deine Favoriten speichern.
Fazit: KI in der Musikproduktion
Die Integration von KI in die Musikproduktion eröffnet spannende Möglichkeiten für Musiker selbst, aber auch für Hörer und Creator. Die Frage des Urheberrechts und des Eigentums an KI-generierter Musik ist jedoch komplex und erfordert weitere rechtliche Klärungen – hier ist die Politik gefragt. Die Zukunft der Musikproduktion liegt aus meiner Sicht in einer faszinierenden Symbiose zwischen künstlicher Intelligenz und menschlicher Kreativität.
Checkliste: Worauf bei der Verwendung von KI-generierter Musik achten?
Du bist Creator und möchtest KI-generierte Musik für Deinen Film oder Social Media (TikTok, Instagram, Twitch) nutzen? Dann findest Du hier einen Überblick, worauf Du achten solltest.
- Rechteklärung: Stelle sicher, dass Du die erforderlichen Rechte besitzt, um die KI-generierte Musik zu nutzen. Überprüfe, ob die verwendete KI-Plattform oder der Entwickler die entsprechenden Lizenzen für die Nutzung der generierten Musik bereitstellt.
- Kommerzielle Nutzung erlaubt?: Überprüfe die Lizenzbedingungen der KI-Plattform oder des Entwicklers, um sicherzustellen, dass Du die Musik gemäß den festgelegten Bedingungen auch gewerblich bzw. kommerziell verwenden kannst.
- Angabe der Urheberschaft: Wenn Du KI-generierte Musik öffentlich nutzt oder veröffentlichst, solltest Du klar angeben, dass sie von einer KI erstellt wurde. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und die Transparenz gegenüber Deinem Publikum zu wahren.
- Regelmäßige Überprüfung der Rechtslage: Die rechtlichen Aspekte von KI-generierter Musik werden aktuell noch von Politik und Gesellschaft diskutiert. Halte Dich über aktuelle Entwicklungen und Gesetzesänderungen auf dem Laufenden, um sicherzustellen, Du nicht in Gefahr läufst rechtliche Probleme zu bekommen.
GEMAfreie-Musik zur Nutzung
Suchst Du hingegen Musik ohne Dir über die Urheberrechtslage große Gedanken zu machen? Ich biete in meiner Playlist GEMA-freie Musik kostenlos für private und kommerzielle Zwecke an. Bedingung für die Nutzung ist einzig die Nennung. Hör doch mal rein!
>>>Bedingungen für die Nutzung<<<
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Sie adressieren ein gesellschaftlich relevantes und spannendes Thema. Ich komme aus der Medizintechnik und forsche seit einigen Jahren universitär an maschinellen Lernverfahren. Zu ihrer Definition von Kreativität möchte ich eine Anmerkung zum vierten Punkt Problemlösung* hier lassen:
Das Angehen eines Problems oder einer Zielsetzung mit unabhängigen bzw. neuen Ansätzen sehe ich eher auf der menschlichen Seite (sowohl Entwickler als auch Bediener, jeder mit seiner eigenen Zielstellung). Die Ansätze, die wir im Moment primär bei KI sehen, basieren auf (enormen) Abstraktionsleistungen, die an bereits vorhandenen Datenstrukturen erbracht werden. Diese Ansätze sind also mitnichten unabhängig und lösen Probleme nicht mit neuen Ansätzen. Die Ansätze zur Lösung des Problems müssen sich in den bereits vorher vorhandenen Datenstrukturen wiederfinden, an denen die KI lernt. Da das ein fundamentaler technischer Grundsatz des Funktionsprinzips überwachter maschineller Lernverfahren ist, bezweifle ich, ob sich das in naher Zukunft ändert. Technologischer Fortschritt hat uns im vergangenen Jahrhundert häufig überrascht. Nach dem Stand der Technik sehe ich die Problemlösung in der Kreativität aber nicht bei der Maschine, sonder beim Menschen.
Herzliche Grüße
*Originalzitat aus obigem Text: “Problemlösung: Wurde ein Problem bzw. Zielsetzung erkannt und diese mithilfe eines unabhängigen bzw. neuen Ansatzes angegangen und dann gelöst bzw. erreicht?”
Hallo H E,
vielen Dank für diesen äußerst interessanten und informativen Kommentar.
Das stimmt mich ja positiv, in Zukunft doch nicht als Musiker von einer KI ersetzt zu werden.
Wie sehen Sie die mögliche Entwicklung?:
Könnte KI zukünftig, abhängig von der vorhandenen Datenbankstruktur, alltägliche Aufgaben vollständig übernehmen? Hierbei denke ich an Tätigkeiten wie Recherche, Zusammenfassungen von Texten oder Übersetzungen?
Des Weiteren stellt sich die Frage, ob dies bedeutet, dass die Fähigkeit zum “Out of the box”-Denken weiterhin dem Menschen vorbehalten bleibt? Oder könnte es eine Möglichkeit geben, dass sich das grundlegende technische Funktionsprinzip von KI irgendwann verändert und um die Dimension der Kreativität erweitert wird?
Musikalische Grüße
Ronald Kah