Die Affektenlehre ist ein besonderer Bereich in der Musiktheorie und beschäftigt sich damit wie mit Hilfe musikalischer Mittel verschiedene Gemütszustände erzeugt und dargestellt werden können. Hier erfährst Du mehr zum Thema.
Als Filmkomponist spielt für mich der Zusammenhang von Filmkomposition und Emotionen eine wichtige Rolle. Filmmusik soll nicht nur Filmszenen untermalen, sondern auch deren Charakter und somit auch ihre Stimmungen widerspiegeln. Aus diesem Grund möchte ich mich in diesem Blogbeitrag mit den Ursprüngen der Affektenlehre beschäftigen.
Was sind Affekte?
Als Affekt wird eine vorübergehende Gemütserregung beschreiben (bspw. Freude, Trauer, Hass). Schon die alten Griechen haben sich mit dem Thema Affekte im Zusammenhang mit der Musik beschäftigt. So hatte damals Platon vier Grundemotionen kategorisiert: Begierde, Furcht, Lust und Leid. Letztendlich hat René Descartes in seinem Buch “Les Passions de l’âme“* folgende sechs Emotionen zusammengefasst:
- Freude (joie)
- Hass (haine)
- Liebe (amour)
- Trauer (tristesse)
- Verlangen (désir)
- Verwunderung (admiration)
Quelle, Les Passions de L’âme, René Descartes
Definition – Affektenlehre
Laut Wikipedia ist die Affektenlehre eine Lehre, die auf der Vorstellung beruht, dass Musik Affekte (Gemütszustände und Emotionen) darstellen oder beim Publikum hervorrufen kann. Komponisten und Komponistinnen können dazu verschiedene künstlerische und handwerkliche Hilfsmittel nutzen:
- Auswahl von Melodie und Harmonie
- Dynamik
- Tempo
- Artikulation
- Klangfarbe
- Auswahl bestimmter Instrumente
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Barockzeit
Als Barock wird die Zeitspanne zwischen den Jahren 1600 und 1750 bezeichnet. Sie wird auch als das Generalbasszeitalter beschrieben. Wichtige Komponisten waren unter anderem Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel. Zudem wird der Barock in unterschiedliche Instrumental- und Vokalgattungen unterteilt:
- Instrumentalgattungen
- Fuge – ein kontrapunktistisches Musikwerk
- Suite eine Zusammenfassung verschiedener Tänze in der gleichen Tonart
- und Barockes Konzert – für Orchester oder Solisten
- Vokalgattungen
- Arien, Messen und Oper
Die Affektenlehre war ein großer Bestandteil in der Musik des Barrock. So lagen Musikstücken verschiedene Grundaffekte zugrunde. Zudem wurden Melodien und Motive entsprechend des Affekts komponiert. Zum Beispiel:
Darstellung des Erschreckens durch Unterbrechung der Melodielinie (Apokope) im Wort „fürchtet“
https://de.wikipedia.org/
Tonarten – Charakter
Tonarten können verschiedene Charaktereigenschaften bzw. Merkmale zugeordnet werden. So stehen Dur-Tonarten eher mit positiven Eigenschaften wie fröhlich, hell und optimistisch in Verbindung, wohingegen Moll-Tonarten eher Adjektiven wie nachdenklich, traurig oder pessimistisch zugeschrieben werden. Je nach Epoche, Kultur oder Erfahrungen eines Individuums können diese jedoch subjektiv bzw. anders wahrgenommen werden. Auf Basis dessen können Komponisten daher für ihre Musikkompositionen bestimmte Tonarten und Akkorde wählen, um eine gewollte Stimmung zu erzeugen.
Buchempfehlung
Wenn Du mehr zum Thema erfahren möchtest, dann kann ich Dir das Buch “Affekte und deren musikalische Verwirklichung in “Der vollkommene Capellmeister”” von Susann Prager empfehlen. Hier erfährst wichtige Grundlagen der Affektenlehre. Hier geht es zum Buch!*
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Toller Beitrag, der eine thematisch “grosse Kiste” sehr gut einfängt und in knapper Form auf den Punkt bringt. Herzlichen Dank und liebe Grüsse,.