Unpassende Musik in Filmen, Serien & TV – Meinung

Unpassende Musik im Film, Serien und TV

Musik spielt heutzutage in der Film- und in der Serienlandschaft eine wichtige Rolle. Dennoch gibt es Filme, die eine unpassende Musik verwenden oder übertrieben einsetzen. Mehr zu diesem Thema erfährst Du im folgenden Meinungs-Beitrag.

Als Musikproduzent und Komponist kann ich mich noch an den Anfang meines Musikschaffens erinnern, bei dem es darum ging möglichst viel Musik in einem Film unterzubringen. Das hast sich über die Jahre geändert.

Was macht gute Filmmusik aus? Gute Filmmusik unterstützt die Handlung und erzeugt gezielt Emotionen. Zudem versteht sie sich als Brücke von Bild zu Ton und sollte sich nie zu sehr in den Vordergrund drängen – es sei denn, es ist dramaturgisch notwendig.

Wirkung von Filmmusik: https://ronaldkah.de/wirkung-von-musik-instrumente-filmmusik/

Mit der gewonnenen Erfahrung in meiner praktischen Arbeit bin ich der Meinung, dass Musik sehr viel dosierter eingesetzt werden sollte, um eine Wirkung zu entfalten. Aus diesem Anlass möchte ich in diesem Blogbeitrag das Thema unpassende Musikauswahl und den übermäßigen Gebrauch davon genauer betrachten.

Bitte beachte: Das hier ist ein Meinungsbeitrag. Es wird viele Menschen geben, die das komplett anders sehen. Die Musikwahrnehmung ist nunmal sehr subjektiv und ich bin nur eine einzelne Person mit einer ganz individuellen Wahrnehmung.

Sinn einer musikalischen Untermalung

Musik ist ein wichtiger Bestandteil einer jeden Film– und Videoproduktion sowie Serien, Videospielen, Podcasts und auch Streams. Musik kann eine große Wirkung auf die Stimmung und Emotionen des Zuschauers* haben. Unpassende Musik hingegen kann die Wirkung einer Szene oder eines Films insgesamt beeinträchtigen und die Aufmerksamkeit der Zuschauers ablenken.

*In weiteren Erläuterungen werde ich den Begriff “Zuschauer” verwenden und damit sowohl männliche als auch weibliche Personen einschließen.

Disclaimer: Der unpassende bzw. übertriebene Einsatz von Musik in Film, Kino, Computerspielen und Fernsehen ist ein häufig diskutiertes Thema unter Musikliebhabern und Kritikern. Die Bewertung, ob eine Musik passt oder nicht, ist deshalb eine subjektive Ansicht.

Was ist das Problem?

Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass Musik nahezu omnipräsent in Filmen, Videospielen und Serien eingesetzt ist. Dadurch wird die Aufmerksamkeit vom Schauspiel, und den Dialogen abgelenkt. Als Ergebnis können Bilder aus meiner Sicht ihre Wirkung nicht vollständig entfalten – sie werden von Musik quasi “erdrück” bzw. “überdeckt”, unabhängig davon ob das in der Absicht des Filmemachers bzw. der Filmemacherin lag oder nicht.

Weniger ist da oft mehr, um eine Emotion zu transportieren. Es gibt Filme (nicht alle), in denen “dudelt” Musik fast durchgängig und man hat das Gefühl es muss irgendetwas “überbrückt” werden – oft wirkt die Musik dadurch belanglos und eher als Lückenfüller. Außerdem kann die Musik manchmal zu aufdringlich wirken, sei es durch die Lautstärke, die Filmkomposition oder die Auswahl der Instrumente.

Aus meiner Sicht sollte man sich eher darauf konzentrieren Akzente zu setzen.

Unpassende Musik – Beispiele

Im Folgenden möchte ich einige Beispiele nennen, in denen Musik als unpassend wahrgenommen werden kann.

Passt nicht zur Stimmung

Ein Punkt ist die Verwendung von Musik, die nicht zur Stimmung oder dem Setting der Szene passt. Ein Beispiel dafür wäre die Verwendung von fröhlicher und leichter Musik in einer ernsten oder traurigen Szene. Dies kann die Wirkung der Szene beeinträchtigen und den Zuschauer aus der Immersion reißen. Es sei denn es wird als stilistisches Mittel eingesetzt, wie zum Beispiel bei der Kontrapunktierung, bei der es darum geht Kontraste und Interpretationsspielräume zu schaffen.

Musikalischer Stil unpassend

Ein weiterer Punkt ist die Verwendung von Musik, die zwar emotional gesehen passend ist, aber sich nicht vom Ton oder Stil in die Szene einordnet. Ein Beispiel dafür wäre die Verwendung von elektronischer Chillout-Musik in einem historischen Film, der in einer bestimmten Epoche spielt. Dies kann ebenfalls die Wirkung der Szene beeinträchtigen und den Zuschauer aus der Immersion reißen. Wie bereits angesprochen, kann das aber auch als stilistisches Mittel eingesetzt werden, je nach Zielgruppe, die man damit erreichen möchte. Im Zweifel kann durch den Einsatz von konträrer musik sogar ein Diskurs angestoßen werden.

Filmmusik hat zwei fundamentale Aufgaben: Die erste Aufgabe ist es die Handlung des Films zu unterstützen und somit die inhaltliche Brücke zwischen Bild & Ton zu bilden. Die zweite Aufgabe ist es eine emotionale Grundlage für den Film zu schaffen und beim Zuschauer gezielt Emotionen hervorzurufen.

Funktionen der Filmmusik: https://ronaldkah.de/funktionen-filmmusik/

Unnötig und aufgesetzt

Ein weiteres Problem ist, dass Musik oft übertrieben eingesetzt wird und dadurch aufgesetzt wirkt. Ein Beispiel dafür ist, wenn in einer Koch-Show eine Kuchentorte vorgestellt wird und im Hintergrund eine Kampfmusik aus “Der Herr der Ringe” läuft. Dies führt dazu, dass aus einer harmlosen und möglicherweise sogar schönen Sache eine unnötige Dramatik erzeugt wird. In diesem Fall geht es weniger um die Torte selbst, sondern mehr um eine übertriebene Inszenierung und gekünstelte Emotionalität, um den Zuschauer “bei der Stange zu halten“.

Dauerpräsent

Zusätzlich kann die Dauerpräsenz von Musik in Filmen, Serien und digitalen Meiden ein Problem darstellen. Es gibt Filme, in denen ist Musik in jeder Szene zu hören ist. Dies kann dazu führen, dass Musik die Aufmerksamkeit des Zuschauers von den Dialogen und der Handlung ablenkt. Ein weiteres Problem kann sein, dass die Musik, ob ihrer Omnipräsenz, eine dauerhafte Spannung (am Limit) aufrecht erhält und in der Folge wichtige dramaturgische Wendepunkte nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielen, da durch die viele Musik der Zuschauer abgestumpft ist.

Zu laut

Oft kann es vorkommen, dass Musik zwar in Sachen Stil und Einsatz passend ist, aber schlichtweg durch Ihre Lautstärke übertönt. Viele Kinogänger und Kinozuschauerinnen berichten davon, dass Filmmusik als zu laut wahrgenommen wird und sie Gespräche oder andere wichtige akustische Ereignisse nicht wahrnehmen können. Das gleiche gilt, wenn in Let’s Plays oder Podcasts Hintergrundmusik zu laut abgemischt ist, so dass der Sprecher, die Sprecherin, wenig gut zu verstehen ist.

Was sind die Gründe?

Im Folgenden möchte ich einige Gründe aufzählen, warum Musik oft übertrieben oder aus meiner Sicht falsch eingesetzt werden kann.

Angst vor der Lücke

Ein häufiger Grund für die Verwendung von unangemessener Musik ist der Gedanke, dass Musik vom Zuschauer immer erwartet werde oder notwendig sei, um eine Szene oder ein Video interessanter zu gestalten. Dabei wird nicht auf die Stärke der Handlung, der Aussage oder die der Schauspieler vertraut. Als Ergebnis wird versucht die Szene so gut es geht mit Musik “aufzufüllen”, damit sie nicht als “langweilig” empfunden werden kann.

Dauerhafte Spannung aufrecht erhalten

Es kann vorkommen, dass Musik dauerpräsent ist, um die Dramaturgie durchgängig aufrecht zu erhalten, um nicht langweilig zu wirken. Das kann zu zwei Ergebnissen führen:

  1. Zum einen wird dem Zuschauer keine Pause gegönnt, um Bilder auf sich wirken zu lassen oder die Handlung zu verarbeiten. Dadurch kann eine Erschöpfung eintreten. In der Folge können spätere sehr viel wichtigere Szenen nicht mehr wirken, bzw. der Zuschauer nimmt diese nicht mehr als wichtig war.
  2. Zum zweiten kann der Zuschauer ob der Omnipräsenz (dramatischer) Musik auf eine falsche Fährte (beabsichtig oder unbeabsichtigt) gelockt werden (Stichwort: Roter Hering) und der Film als gesamtes nicht mehr als glaubwürdig wahrgenommen werden, da sich der Zuschauer zu oft in die Irre geführt fühlen kann.

Ein “Roter Hering” ist ein stilistisches Mittel im Film, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers abzulenken und seine Erwartungen in die falsche Richtung zu lenken. Wenn es sich als Täuschung herausstellt, ist die Überraschung umso größer. Zu viele “Rote Heringe” können ebenso wie der übertriebene Einsatz von Filmmusik einen Film überfrachten.

Dem Trend folgen

Ein weiterer Grund für den unpassenden Einsatz von Musik ist, dass Filmemacherinnen, Fernsehproduzenten und Content Creator oft Musik verwenden, die nicht thematisch zur Szene passt. Sie wählen Musik aus, die trendy oder populär ist, anstatt Musik auszuwählen, die tatsächlich die Szene ergänzt und eine passende Wirkung entfaltet.

Beispiele: Musik passend eingesetzt

2001: A Space Odyssey

Es gibt jedoch auch viele Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Musik in Film, Kino und Fernsehen. Musik kann eine wichtige Rolle bei der Unterstützung einer Szene oder dem Hervorrufen von Emotionen spielen, wenn sie sorgfältig ausgewählt und akzentuiert eingesetzt wird. Ein gutes Beispiel dafür ist die Verwendung von Musik in Stanley Kubrick’s2001: A Space Odyssey“, die die Bilder und die Handlung unterstützt und verstärkt.

Toni Erdmann

Ein weiteres Beispiel ist der preisgekrönte Film “Toni Erdmann“. Dieser verzichtet komplett auf einen Soundtrack. Die gesamte Handlung wird durch tiefgreifende Dialoge , starke Schauspieler und eine dichte Atmosphäre vorangetrieben. Musik selbst findet wenn, dann nun On Screen Musik statt.

Wie man Musik gut einsetzen kann – Checkliste

  1. Zielgruppe definieren, um die passende Musik für Dein Publikum auszuwählen.
  2. Stimmung überlegen, die mit der Musik erzeugt werden soll.
  3. Musikstil auswählen, der das Zielpublikum anspricht und die gewünschte Emotionen erzeugt.
  4. Länge und Akzente festlegen, damit die Musik die gewünschte Wirkung zu erzielt.
  5. Lautstärke und Dynamik definieren, damit die Musik nicht zu laut bzw. dominant ist und an den wichtigen Stellen ihre Wirkung entfaltet.
  6. Übergänge festlegen, um reibungslose Überleitungen zu gewährleisten.
  7. Über ausreichende Musikrechte verfügen, damit es nicht zu Problemen mit dem Urheberrecht kommt.
  8. Feedback einholen, um zu sehen, ob die Musik die gewünschte Wirkung hat und ob es Anpassungswünsche gibt, dabei helfen die Harmonie zwischen Musik und Bild herzustellen.

Fazit: Unpassende Musik

Zusammengefasst kann der unpassende Gebrauch von Musik in Filmen, im Kino und im Fernsehen die Wirkung einer Szene beeinträchtigen und dazu führen, dass die Musik unbedeutend und redundant wirkt. Filmemacher und Fernsehproduzentinnen sollten daher darauf achten Musik dosiert einzusetzen und dementsprechend sorgfältig auszuwählen. Dadurch fallen die Musik und auch die wichtigen Handlungspunkte stärker ins Gewicht.

Am Ende möchte ich ein Video vom YouTube-Kanal CrawattenConnection empfehlen, indem auf eine witzige Art und Weise das Thema “Unpassende Musik” dargestellt wird.

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Mehr Informationen

Was ist Deine Meinung zum Thema unpassende Musik? Bist Du ähnlicher Auffassung wie ich oder nimmst Du Musik in Filmen anders wahr? Schreibe mir dazu gerne einen Kommentar! 🙂

Ronald Kah
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4 Comments

  1. Ich finde, dass die überlaute, manchmal primitive Begleitmusik (teilweise lästiges Klaviergeklimper) völlig unangepasst ist.

      1. Dem kann ich und Viele Andere nur zustimmen..

        Es macht keinen Spaß mehr Filme, Dokus, Berichte usw anzuschauen, es ist keine Musik mehr,sondern nur noch Stress in Vollendung..!!!

        Margit

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